Unter dem Arbeitstitel „music for a concrete structure“ entwickelt der Darmstädter Komponist Arne Gieshoff ein multimediales Werk für einen der vier Darmstädter Hochbunker der Bauart Winkel, welcher auf dem ehemaligen Knell-Gelände (heute: Abfallwirtschaft / EAD) steht. Die Uraufführung der Gesamtkomposition wird im Sommer 2025 im Rahmen der Darmstädter Ferienkurse stattfinden. Am 3. Oktober 2024 haben Sie bereits die Möglichkeit, anlässlich des 80-jährigen Gedenkens an die sogenannte Brandnacht, eine elektroakustische Vorschau als immersives Klangerlebnis im Bunkerraum zu besuchen. Ab dem 1. September 2024 kann man sich hier für eine der Aufführungen anmelden.
In einem mehrjährigen Prozess nähert sich Gieshoff dem Bunkerkomplex an, forscht in der Stadt- und Bunkergeschichte und begibt sich auf klangarchäologische Expeditionen in den Bunkerraum selbst. Dem Ort sind verschiedene Zeitschichten eingeschrieben: Neben der Ursprungsnutzung als Schutzraum für Angehörige der damaligen Reichsbahn gab es “wilde“ Nutzungen durch die alternative Szene, Wohnungslose und Taubenschutzvereine. In der Entwicklungsphase der Bunker wurden Schalldruck-Experimente an Ziegen durchgeführt aufgrund derer die Tiere ertaubten.
Neben den Personen, die die Bunkerräume nutzen konnten und nutzen durften, gab es unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten Personengruppen, denen die Aufsuchung von Luftschutzräumen untersagt blieb. Dies betraf insbesondere Zwangsarbeiter:innen. Auch im Darmstädter Bahnausbesserungswerk wurden Zwangsarbeiter:innen durch die Reichsbahn eingesetzt.