Fast bis auf den letzten Platz waren die Sitzreihen besetzt; ein paar begeisterte Besucher:innen standen sogar am Eingang von St. Ludwig, der eindrucksvollsten Kirche Darmstadts. So erlebten an die 500 Zuhörer:innen unter der gewaltigen Kuppel, wie die Chöre der Abteilung Musikschule den ersten Advent feierten. Unter der Leitung von Claudia Nicolai, bravourös unterstützt durch Jorin Sandau an der Orgel und empathisch-sensibel begleitet von Dmytro Geneberg am Klavier. Titel des Programms: „Tochter Zion, freue Dich.“
Und das Konzert wurde zur großen Freude, wie in vielen glücklichen Gesichtern am Ende abzulesen war. Die Sängerinnen und Sänger berührten tief ihr Publikum, was bereits am Anfang den jungen und allerjüngsten hervorragend gelang: Kinderchor, Nachwuchschor und Jugendchöre stimmten zusammen einen Klassiker aus Frankreich an, „Hört der Engel helle Lieder“.
Eine ganz andere Farbe brachte das Ensemble „4harmonics“ ins Programm. Souverän und klangrein sang es ein „Ave Maria“ von Michael Head (1900-1976). Leah Gass, Kim Knödelseder, Alicia Pretz und Elena Tibke werden seit vielen Jahren von Claudia Nicolai in Stimmbildung unterrichtet. Bemerkenswert: In der Corona-Zeit diente ein städtischer Server (Jamulus) als Plattform zum gemeinsamen Singen, wodurch sich die Gruppe nicht aufgelöst hat. Heute machen sie immer noch virtuell Musik, weil sie ihre berufliche Entwicklung bis in die Schweiz verstreute. In St. Ludwig konnten sie ihre Kunstfertigkeit wieder einmal real unter Beweis stellen.
Ein weiterer Höhepunkt war die Orgelimprovisation, die Jorin Sandau erklingen ließ. Wobei … eigentlich ging an manchen Stellen ein kraftvolles Brausen durch die Kirche, als der Kantor von St. Ludwig zeigte, mit wie viel Phantasie er Weihnachtslieder aus der Wunschliste der Chorkinder interpretierte.
Was für eine Überraschung! Nach wenigen Proben hatte der Internationale Chor sein Debut, eine Kooperation zwischen der Akademie für Tonkunst und PASO, der gemeinnützigen Gesellschaft für partizipative Sozialarbeit. Der „jüngste“ Chor in der Kirche überzeugte auf ganzer Linie – mit herzergreifenden Liedern: „Ein Stimm´ beginnt“ (Deutschland),„Finlandia/Song of peace“ (Jean Sibelius / 1865-1957) und „Vyfleyemi Nowyna“ (Ukraine). Ukrainisch? Die Teilnehmer:innen kommen in der Mehrheit als Flüchtlinge aus der Ukraine, aber auch aus Deutschland und anderen Ländern.
Genauso klangvoll trat der Erwachsenenchor auf, der eine großes Spektrum an Musik zu bieten hatte: Das begann mit Felix Mendelson Bartholdy aus dem 19. Jahrhundert („Hark! The Herald Angels sing”) und endete beim Komponisten Lothar Reubke, der erst dieses Jahr verstorben ist („Zu den Bergen“). Außerdem setzten beide Jugendchöre einen swingenden Akzent und zeichneten mit „It´s beginning to look a lot like Christmas“ ein authentisches und humorvolles Bild der Vorweihnachtszeit in den USA. Allesamt starke Auftritte, die mit viel Applaus belohnt wurden.
Für das Schlusslied strömten alle Chöre in den Altarraum, über 120 Sängerinnen und Sänger ließen „Tochter Zion“ erklingen, komponiert von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759). Ein gewaltiger Klang erfüllte die Kirche bis in die letzten Reihen … Weihnachten kann kommen!